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aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa


Diese Geschichte ist von Isi geschrieben

Vic

Also, unser Vic ist ein Collie-Schäferhund-Mix und ca. 3 Jahre alt. Er ist wohl (das weiss ich leider jetzt nur durch Dritte) die ersten 1 1/2 Jahre seines Lebens mit 40 anderen Hunden in einer Scheune gehalten worden und der einzige Kontakt zu einem Menschen war wohl der zu seinem damaligen Frauchen. Leider weiß ich nicht inwiefern diese Frau sich um die vielen Hunde gekümmert hat auch weiss ich nicht ob er misshandelt oder geschlagen wurde. Das Pflegefrauchen von der ich ihn habe, meinte er hätte keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht, nur eben so gut wie gar keine.

Wir haben noch eine Hündin, die 2 1/4 Jahre alt ist, die haben wir schon als Welpen bekommen und vor einem halben Jahr fing es an, dass ich immer mehr an einen Zweit-Hund dachte. Das kam natürlich auch daher, dass meine Samba sehr fixiert auf andere 4-Beiner ist und mit jedem anderen Hund spielen will und sich mit jedem versteht, egal ob Rüde oder Hündin. Sie ist sehr sanft und so wollte ich einen Zweit-Hund haben der genauso sanft ist wie sie und sich auch sowohl mit Rüden als auch mit Hündinnen versteht. Ich habe fast alle Tierheim-Seite im Internet durchforstet nach dem passenden Zweit-Hund für meine Samba.

Irgendwann kam ich auf die Seite des Tierheimes-Wolfsburg und da sprang mir das Bild von Vic ins Gesicht.Daneben stand der Text, dass er eben die ersten 1 1/2 Jahre nur mit Hunden und ohne Menschen verbracht habe und dass er daher große Angst vor Menschen hatte. Es waren seine traurigen Augen und natürlich diese Geschichte die mich sofort in den Bann zog. Außerdem dachte ich nicht, dass seine Angst so groß sei. Ich rief beim Tierheim an und erkundigte mich nach dem Hund.

Man sagte mir, dass er eigentlich im Tierheim in der Nähe von Schweinfurt bei einem Pflegefrauchen sässe und gab mir die Telefonnummer von dem Pflegefrauchen. Ich habe mich mit ihr in Verbindung gesetzt und sie erzählte mir dann, dass er mit den anderen 40 Hunden damals beschlagnahmt worden sei, alle Hunde waren total verfilzt und schlecht gehalten worden. Und alle waren menschenscheu. Bei Vic war nur die Angst so schlimm, dass er nicht mehr fraß und deshalb fast im Tierheim verhungert wäre. Irgendwann hat sich das Pflegefrauchen (Corina) das nicht mehr mit ansehen können, hat ihn in die Enge getrieben ihn festgehalten und mit nach Hause genommen.

Sie hat ihn ca. 1 Jahr lang gehabt und erzählte mir, dass sie anfangs nur nachts mit ihm rausgehen konnte, da er tagsüber nicht rauswollte (es könnte ihm ja ein Mensch begegnen). Auch musste sie alle Fenster und Türen schließen um ihn zu füttern, da jedes Geräusch ihn so nervös machte dass er dann nicht fraß. Jeder Spaziergang mit ihm war wohl eine einzige Tortur, da er sobald ein Mensch in Sicht war nur noch panisch hin- und herrannte und nichts wie weg wollte. Als sie mir das alles erzählte hatte ich Zweifel ob ich dem gewachsen sei, aber angucken wollten wir ihn uns trotzdem. Also sind wir 2 Stunden nach Schweinfurt gefahren und haben ihn uns angeschaut. Wir sind nach draussen auf eine grosse Wiese mit ihm gegangen und er lief die ganze Zeit nervös hin- und her.

Kurzum es war Liebe auf den ersten Blick und ich hatte mir seine Angst noch viel schlimmer vorgestellt, so dass wir uns entschieden haben ihn zu nehmen. Da es nichts gebracht hätte ihn mehrmals zu besuchen damit er sich an uns gewöhnt haben wir ihn einen Monat später dort abgeholt. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als Corina ihn in unser Auto brachte und wir dann wegfuhren. Er sass mit Samba im Kofferraum und machte sich ganz klein weil sein Frauchen nicht mehr da war. Ab und an wenn Jörg und ich uns unterhalten haben, hat er mal ganz vorsichtig den Kopf gehoben und nach vorne geguckt. Sobald aber einer von uns den Kopf nach hinten drehte, duckte er sich wieder. Jeglicher Blickkontakt von fremden Menschen ist für ihn ganz furchtbar.

Die ersten beiden Tage bei uns zuHause waren wohl sehr schlimm für ihn. Er hat sich entweder im Wohnzimmer hinter dem Sessel oder in der Küche in der Speisekammer versteckt. Nun musste er aber auch mal raus und immer wenn ich ihm die Leine anlegen wollte, also auf ihn zu bin, duckte er sich und hatte Angst. Der Weg zum Auto mit ihm an der Leine war ein einziger Kraftakt, da er vor Panik hin- und herzog und wusste nicht wo er hinflüchten sollte. Am dritten Tag fing er dann an, von hinten auf mich zuzukriechen und mir die Hände zu lecken, ich tat einfach so, als wäre er gar nicht da und schaute ihn nicht an und das war ihm glaube ich sehr angenehm. Die nächsten Tage schloss er sich mir immer mehr an, wurde schmusiger und schmusiger. Vor meinem Mann hatte er allerdings immer noch große Angst.

Um die Geschichte nich unnötig hinauszuzögern: Wir haben Vic jetzt seit dem 02.05.01. Bei uns zuHause verhält er sich mittlerweile wie ein ganz normaler Hund. Er ist teilweise sogar richtig aufdringlich wenns ums schmusen geht. Das Fressen klappt jetzt auch mit offenen Fenstern und Türen und man muss auch nicht mehr bei ihm stehen bleiben. Ich fahre zum Spazierengehen immer mit den beiden ins Feld. Er springt aus dem Auto und ist total übermütig weil er alles genau überschauen kann.

Wenn uns Menschen entgegenkommen, rennt Vic 20-30 meter zur Seite und schaut aus der Ferne und wenn die Menschen vorbei sind, kommt er wieder zu mir. Wenn ich mich mit Menschen unterhalte oder mit anderen Hundehaltern zusammen gehe rennt er auch erst wieder 20 Meter weg und wenn er dann sieht, dass die Person nicht weggeht, kommt er immer näher. Das wichtigste ist jedoch dass die Personen ihn nicht beachten, da jeder Blickkontakt oder Locken oder Rufen nach ihm ihn total nervös macht. Wenn fremde ihn nicht beachten, wird er immer mutiger, dann läuft er schon mal hinter ihnen her und schnuppert an ihnen.

Eine Bekannte von mir, mit der ich jeden Morgen zusammen spazieren gehe, hat er schon völlig akzeptiert. Wenn wir uns treffen, wedelt er sogar einmal kurz mit dem Schwanz und nimmt dann während dem Spaziergang auch Leckerlis von ihr. Anfassen ist natürlich nicht!! Jedoch ist jeder Besuch der kommt,für ihn ganz schrecklich. Wenn es an der Tür klingelt bellt er wie verrückt und wenn der Besuch dann eintritt verliert er vor lauter Aufregung und Angst schon ein paar Tröpfchen (Urin) und knurrt, je länger der Besuch jedoch da ist, desto näher kommt er dann auch. Meist tippelt er dann nervös durch die Wohnung. Wenn die Besucher ihn nicht beachten schnuppert er schonmal beim vorbeigehen am Arm. Auch wenn wir am Wochenende zu meinen Eltern fahren, ist er schon wesentlich ruhiger wie anfangs.

Hier am Wochenende hatten wir das absolute Erfolgserlebnis! Wir sind mit ihm zu meinem Onkel gefahren. Der hat zwei kleine Kinder 2 und 4 Jahre alt.Vor Kindern hat er ganz besonders Angst, weil die ja immer so rumkreischen und herumzappeln. Anfangs war er auch sehr nervös und hat sich unter dem Tisch versteckt. Die Kinder haben ihn gott sei Dank nicht beachtet und nur mit Samba gespielt. Zum Schluss war er fast gänzlich entspannt und ist zwischen den "Fremden" herumgelaufen, als ob gar nichts wäre.

Mein Onkel wollte mir etwas zu einer Pflanze erklären und Vic stand direkt vor derPflanze. Mein Onkel beugte sich vor Vic runter, ich dachte schon, jetzt bekommt der arme Vic einen Herzinfarkt und macht sich wieder ganz klein, nein er schaut meinem Onkel einfach in die Augen und guckt so nach dem Motto was willst du denn jetzt? Mein Onkel streichelt ihm ganz leicht über den Rücken und drückt ihn ganz sanft zur Seite, damit er an die Pflanze kommt...Vic hat nicht einmal den Schwanz eingezogen!!! Das war ein Moment da hätte ich heulen können!!

Auch den Abend bekamen wir Besuch von einem Päärchen mit dem wir regelmässigen Kontakt haben. Ich bin dann mit dem Mann und den Hunden aufs Feld gefahren. Und Vic war so übermütig und ist die ganze Zeit herumgesprungen, an mir hochgesprungen, durch die Gegend gefetzt. Er war so ausgelassen dass er sogar an dem Mann seitlich hochgesprungen ist und ihm ins Gesicht schaute. Ich weiss, dass er warscheinlich nie in seinem ganzen Leben ein Hund sein wird, der auf Menschen zugeht oder sich anfassen lässt. Das einzige Ziel das wir erreichen wollen, ist dass er eben nicht mehr nervös wird, wenn da Menschen sind oder viele Häuser.

Das Positive ist, er ist noch relativ jung und auch sehr neugierig:-)und vor allen Dingen, er ist wirklich ein ganz lieber nicht agressiver Hund. Selbst wenn er richtig große Angst hat und ihn jemand bedrängt (wie z.B. beim Tierarzt) schnappt er nicht. Er macht sich nur ganz klein und guckt in eine andere Richtung. Auch merke ich je länger er bei uns ist und je größer das Vertrauen in uns wird, desto weniger wird die Angst/Nervosität. Aber bis er tatsächlich mal angstfrei wird (und ob er das jemals wird), bis dahin ist noch ein sehr weiter, langer Weg.

Was sich glaube ich auch sehr positiv auf ihn auswirkt, ist das er mittlerweile eine sehr gute Beziehung zu Samba aufgebaut hat. Die beiden spielen wirklich so goldig miteinander und sind so sanft dabei und Samba geht immer im Vorbeigehen zu Vic und beschnuppert ihn und leckt ihm über die Schnauze. Corina hatte zwar auch noch zwei Rüden, aber die waren schon älter und wollten mit Vic nicht spielen. Samba hingegen hat ihn von vornherein immer und immer wieder aufgefordert, auch wenn er das anfangs (warscheinlich auch aus Angst) immer ignoriert hat. Aber Samba war so hartnäckig (aber trotzdem liebevoll, sie ist ein richtiges "Mama-Ungeheuer"), dass er irgendwann doch mitgemacht hat. Und jetzt fordert er sie sogar schon auf, wenn er gut drauf ist.

Manchmal vergisst man dass er anders ist, da er wenn er mit uns alleine ist, wirklich mittlerweile sehr anhänglich und "normal" ist. Man merkt es aber immer dann, sobald die Haustüre aufgemacht wird. Dann fängt er schon an, nervös hin- und herzutippeln. Ich setze mich öfter mal mit den beiden in den Garten, Haustür zu, damit er nicht wieder reinflüchten kann. Wenn man mindestens eine Stunde draussen bleibt wird er ruhiger, aber anfangs tippelt er immer hin- und her. Wenn dann noch die Nachbarn auch draussen sind, dann ist er besonders nervös.

Wenn ich mit ihm durch eine Strasse gehe und uns dann jemand entgegenkommt ist es besonders schlimm, dann rennt er einfach kopflos weg. Wenn er zu weit weg ist, pfeife ich ganz laut und versuche ruhig weiterzugehen, da er fürchterliche Angst hat mich zu verlieren, rennt er dann doch schnell an den Leuten vorbei zu mir. Aber bei solchen Aktionen bin ich schon immer ganz schön am schwitzen(wegen den Autos und weil ich Angst habe, dass die Angst so gross ist, dass er ganz abhaut(hat er aber bisher noch nie gemacht)).

An der Leine kann ich ihn dann gar nicht führen, da er dann weiss dass er keine Fluchtmöglichkeit hat, reagiert er so panisch, dass er so an der Leine zieht, dass er nur noch auf den Hinterbeinen läuft. Stehen oder sitzen bleiben ist dann auch einfach nicht drin. Er will nur weg! Deshalb mache ich ihn dann von der Leine (natürlich nur in nicht so befahrenen Strassen). Er ist ja sogar nervös, wenn NUR Häuser in der Nähe sind und weit und breit kein Mensch in Sicht ist. Deshalb fahre ich immer ins Feld (ist bei uns gott sei dank sehr ländlich und mehrfach in der Nähe vorhanden).

Aber es ist schon wirklich so, dass es immer besser wird, je länger er bei uns ist und er ja optimaler Weise doch sehr neugierig ist.

Es ist nur so schwer abzuwägen, was zumutbar für ihn ist und was einfach zuviel. Wir versuchen weitestgehend seine Angst zu ignorieren und ihm dadurch zu vermitteln, dass es ganz normal ist, wenn Besuch kommt oder wir irgendwo hin fahren. Aber wenn irgendwo ein Geburtstag oder ähnliches ist,(wo wir Samba bisher immer mitgenommen haben), dann müssen die Hundis doch daheim bleiben, weil das doch einfach zu stressig für ihn wäre. Unser Leben hat sich durch ihn ganz schön verändert, aber ich würde ihn immer wieder nehmen und ich möchte nicht eine Sekunde missen, da ich ihn habe.

Heute morgen hatte ich wieder ein kleines Erfolgserlebnis. Ich habe ja erzählt, dass ich morgens immer mit einer Bekannten spazieren gehe. Die letzten drei Wochen haben wir uns allerdings nicht gesehen, da sie im Urlaub war und Samba ist kurz vor der Läufigkeit (ihr Rüde riecht das schon immer Wochen vorher und ist dann wie wahnsinnig:-))

Heute morgen haben wir uns zufällig getroffen und ich dachte erst, da wir uns so lange nicht gesehen haben, dass Vic ängstlich reagieren würde. Aber er hat sie direkt erkannt und ist sofort neben uns beiden hergelaufen und hat auch wieder Leckerchen von ihr genommen. Das sind immer sehr sehr schöne Momente!!!

Hoffnungsvolle Grüsse

Isi

aaaaaaaaaaaaaaaaaaaa