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Vermisst

Bis Sonntag Nacht hätte ich meine Hand dafür ins Feuer gelegt, daß er es niemals machen würde. Doch am Sonntag, den 25. April 2005 war alles anders. Er war abends schon seltsam, unruhig, zitterte. Als ich ins Bett ging, lag er in seinem Bett und begann, mit den Zähnen zu klappern. Das macht er eigentlich nur bei großer Angst beim TA.

Um ca. 2.45 in der Nacht wollte ich Jabberwocky dann nur schnell vor die Türe lassen, ich dachte, vielleicht müsse er mal raus. Ich hatte nur meine Hausschlappen an, er trug natürlich kein Halsband. Er lief aus der Haustüre hinaus, erst etwas suchend, dann lief er einfach zu. Erst zur Garage, dort kratzte er am Tor, als ob er hinein wollte. Ich ging ihm lediglich nach, weil ich noch dachte, ok, er sucht ein besseres Plätzchen. Bis ich aber bei der Garage war, sah ich ihn 100 Meter weiter, über der Hauptstraße. Ich pfiff, er drehte sich noch einmal um und dann lief er geradeaus weiter.

Ich raste mit meinen Hausschlappen nach Hause, zog mir feste Schuhe an, nahm den Autoschlüssel, eigentlich immer noch ziemlich ruhig. Fuhr seiner Richtung nach. Aber er war verschwunden. Erst allmählich begann ich zu realisieren, daß er weg war. Spurlos.

Ich fuhr sofort nach Hause und verständigte die Polizei. Informierte die Tierklinik, die Tierambulanz, die Taxizentrale und startete einen Hilferuf in einem Forum im Internet. Später dann noch Radio Arabella und das Tierheim.

Immer wieder fuhr ich planlos durch die Gegend, dann lief ich zu Fuß herum, allmählich wurde es hell und der Verkehr wurde stärker. Im Geiste sah ich Jabberwocky irgendwo verletzt liegen, hatte Panik, ihn nie wieder zu sehen, fuhr immer wieder nach Hause, in der Hoffnung, er würde einfach wieder vor der Türe stehen. Aber er blieb verschwunden.

Ich hängte Zettel mit einem Foto von Jabberwocky auf, fragte die Leute auf der Straße. Niemand hatte ihn gesehen und inzwischen war Berufsverkehr. Zeitweise regnete es. Und mein alter und kranker Hund irgendwo da draußen ganz allein. Ich bekam die Krise.

Um kurz nach 10, ich wollte gerade wieder eine Suchfahrt starten, läutete mein Handy. "Sie suchen Ihren Hund?"
"Ja"
"Können Sie ihn mal beschreiben?"
Ich beschrieb Jabberwocky und am anderen Ende der Leitung, "ja, das ist er, ganz sicher".

Ich war völlig außer mir, die Fahrt dorthin erschien mir ewig. Was, wenn er es doch nicht war? Dort angekommen betrat ich die Wohnung und schielte dann vorsichtig durch die Küchentür. Ja, er war es, mein alter Jabberwocky, völlig aufgelöst, er zitterte und begriff erst gar nicht, daß ich vor ihm stand. Er brauchte ein paar Minuten, dann kam er zu mir. Unversehrt.

Jabberwocky wurde beim Hirschgarten aufgegriffen. Die beiden Finder, selbst Hundebesitzer, erkannten, daß er ohne Mensch unterwegs war und folgten ihm. Er läßt sich von Fremden nicht anfassen, aber glücklicherweise lief er in eine Sackgasse und dort in eine Ecke. Herr F. warf sich mutig auf meinen Hund, packte ihn im Genick, damit Jabberwocky nicht wieder fortlaufen konnte. Dabei bekam Jabberwocky Panik und biss den Retter. Zum Glück nicht allzu schlimm. Danach zogen sie ihm ein Geschirr an und nahmen ihn an die Leine, riefen beim Tierheim an und erhielten dort meine Telefonnummer.

Sieben Stunden war Jabberwocky verschwunden. Auf seine alten Tage und kurz vor seinem 14. Geburtstag am 2. Mai.

Nach all dem Stress und dann der Erleichterung, ihn wieder zu haben, kam tiefe Trauer. Konnte ich ihm jetzt nicht mehr trauen? Beim ersten Spaziergang danach wagte ich nicht, ihn abzuleinen. Einen Tag später fuhren wir in den Wald. Und ich dachte, wenn ich es jetzt nicht schaffe, an ihn zu glauben, wenn dieses Ereignis die gesamten 14 Jahre bisher zunichte machen kann, dann schaffe ich es nie mehr. Ich schloss meine Augen, glaubte an ihn und leinte ihn ab. Er war wie immer. Lief fröhlich und vergnügt herum, hielt Blickkontakt und kam, wenn ich ihn rief. Als ob nie etwas gewesen wäre.

Danke allen, die mir geholfen haben, Jabberwocky wiederzufinden:

Ganz besonders natürlich Ihnen, Herr. F. für Ihren mutigen Sprung auf meinen Jabberwocky, und hier nochmal Entschuldigung, daß er Sie dabei gebissen hat. Danke an Sie beide, daß Sie ihn zuhause dann so lieb bewirtet haben. Wo wäre er vielleicht geblieben, wäre er Ihnen nicht begegnet?

Danke an alle Menschen aus dem Forum, die mich moralisch unterstützten oder die ihre Hilfe anboten, um Jabberwocky zu suchen. Es tut unendlich gut zu wissen, daß es Menschen gibt, denen die Sorgen anderer nicht gleichgültig sind. Die Hilfbereitschaft so vieler Menschen hat mich überwältigt.

Danke an all jene, die ich mitten in der Nacht angerufen habe, die Tierambulanz usw. und die mir am Telefon Zuversicht zusprachen oder auch Trost, als ich wildfremden Menschen am Telefon etwas vorheulte. Die Hilfsbereitschaft auch jener Menschen, sei es die Polizei gewesen oder die Dame von der Taxizentrale war mir eine große moralische Hilfe.

Danke an jene Unbekannten, die, ohne daß ich es jemals erfahren werde, ebenfalls nach Jabberwocky suchten, die seine Plakate lasen und mitfieberten, ob ich ihn wieder wiederfinden werde. Einige dieser Menschen haben mich inzwischen angesprochen auf den Spaziergängen, froh, daß er wieder zuhause ist.

Sag niemals nie, so schnell kann ein Alptraum Wirklichkeit werden. An Jabberwockys Geburtstag nächste Woche wird es einen schönen Ausflug geben. Gemeinsam;-) Und eine 'Moral' hat mir Jabberwockys Aktion mit auf den Weg gegeben: 'Das haltbare Glück ahnt der Mensch fernab von sich selbst. Das unhaltbare Glück lehrt ihn, den Augenblick zu lieben'. (Bickel) Manchmal muß man erst etwas verlieren, um wieder daran erinnert zu werden, daß nichts selbstverständlich ist im Leben und daß es nur einen Augenblick benötigt, um etwas unendlich wichtiges zu verlieren.


Jabberwocky, als er nach seiner Odysee wieder zuhause war

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