Bambulis
Welt - Aus der Scheune eines Massenzüchters zurück ins
Leben
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Tagebuch einer Resozialisierung
15.02.2003 Im Moment liegt bei uns sehr viel Schnee und den kann ich nach Herzenslust genießen. Ich kann keine 20 Meter vernünftig gehen, dann falle ich einfach um:-) Inzwischen bin ich auch sehr sportlich und galoppiere durch den Wald. Christine hat mein Fell geschoren auf Winterlänge, damit ich nicht mit den langen Haaren überall hängen bleibe. Daß sich der Schnee überall zu Klumpen an meinen Beinen sammelt, finde ich nicht so witzig, da ist Jabberwocky besser dran. Sein Alter, im Mai wird er 12 Jahre alt, merkt ihm keiner an, er läuft wie ein Jungspund durch die Gegend. Demnächst fahren wir in Urlaub auf's Land, dann bin ich das allererste Mal für länger weg von Zuhause. Jabberwocky hat ja immer Heimweh:-) Ich muß mal gucken, aber da sind noch Hundefreundinnen von uns dabei, so richtiger Hundeurlaub halt. Christine's Bett ist mein Bett, manchmal schlafe ich sogar unter der Bettdecke, Meggie, die Mieze, kommt dann auch noch, bis Christine genug von uns hat und uns einfach rausschiebt. Dann wander ich zu Jabberwocky in den Korb und lege mich dazu. Der mag das aber nicht, grummelt und geht. (Man muß nur wissen, wie man sich durchsetzt*g*). Gegen Meggie hat sie keine Chance, die bleibt wie angeklebt im Bett. Katze eben. Anfang April 2000: Frauchen ruft die Tierschützerin an. Aus einer Liste von 10 Hunden entscheidet sie sich für den Pon, also mich. Ungesehen, unbekannt wie ich bin, gibt sie mir bereits den Namen Bambuli, um an ihren Hund mit einem Namen zu denken. Das Warten beginnt und der Umbau ihrer Wohnung für mich. Sie läßt in ihr Einzimmerappartment eine Trennwand einbauen mit Türe, damit ich einen Raum nur für mich haben kann. 20.6.2000 17.45 Frauchen und Jabberwocky sehen mich zum ersten Mal. Hinter einem Rhododendronbusch gequetscht liege ich im Schockzustand da 20.15 Wir erreichen meine neue Heimat. Nachts um eins habe ich das erste Mal getrunken Frauchen hat noch keinen Urlaub, deshalb steht sie um fünf Uhr morgens auf, trägt mich zum Auto und fährt mit uns auf eine ruhige Wiese. Da lieg ich dann und rühr mich nicht. Eineinhalb Wochen geht das so, Frauchen macht langsam schlapp, doch dann hat sie Urlaub, schläft ein bißchen länger und fährt mit uns dann gleich in den Wald 24.6.2000 Ich piesel am Vormittag zum ersten Mal! Bis dahin war ich nicht in der Lage und das hab ich auch nur geschafft, als ich allein in der Wohnung war 25.6.2000 Wie jeden Tag fahren wir in den Wald. Nach nunmehr nur noch 30 Minuten Lähmung kann ich einige Schritte gehen, bevor ich wieder psychisch blockiere und gehe dann auch zum ersten Mal vom Auto selbst nach Hause. Ich habe Frauchen zum ersten Mal ein Leckerli aus der Hand gefressen: Getrocknete Leber 26.6.2000 Nachdem ich bis jetzt immer noch kein Häufchen gemacht hatte, fährt mich Frauchen zum Tierarzt. Mit seiner Hilfe mache ich mein erstes Würstchen in Freiheit 29.6.2000 Ich habe Frauchen aus Versehen gebissen 1.7.2000 Ich gehe 100 Meter an der Straße nach Hause. 7.7.2000 Ich fresse das erste Mal auch dann, als Frauchen zuhause war und erfülle Frauchens großen Wunsch: ich gehe meiste alleine zum Auto, sie schafft es nämlich immer schwerer, mich die 100 Meter zu tragen, ihr Knie gibt allmählich den Geist auf und sie denkt an die Anschaffung eines Leiterwagens. Aber das hat sich ja dann erledigt:-) 26.7.2000 Zum ersten Mal wedel ich kurz. Das galt Meggie, der Katze 28.7.2000 Ich gehe zum ersten Mal einige Meter ohne Leine, ab 30.7. immer ohne Leine, außer, es begegnen uns Menschen 6.8.2000 Beginn mit dem Clickertraining 20.8.2000 Habe zum ersten Mal im Wald Frauchen angewedelt 21.8.2000 Ich bin zum ersten Mal einige Meter galoppiert und kann nun an Menschen vorbeigehen 6.9.2000 Jabberwocky wird operiert, er hat drei Knoten, die sich glücklicherweise als harmlos herausstellen 9.9.2000 Ich bin zum ersten Mal in der Lage, in der Wohnung meine Ecke zu verlassen, wenn Frauchen mit im Raum ist 9.10.2000 Ich beginne, Frauchen zaghaft zu begrüßen, wenn sie nach Hause kommt. Bald darauf belle ich bei der Begrüßung 24.1.2001 Ich werde kastriert Weitere Veränderungen in Stichpunkten (weil Frauchen nicht mehr festgehalten hat leider, wie ich mich entwickelte) - Der Futternapf wird im Raum aufgestellt und nicht mehr in meiner Ecke. Frauchen darf nicht anwesend sein und geht in die Küche. - Wochenlanges behutsamstes Üben: Frauchen kann still am Computer sitzen, während ich fresse. - Ich beginne allmählich zu betteln und bin inzwischen in der Lage, Frauchen anzuspringen. Richtet sie Futter her, belle ich, ebenso beim Autofahren und bevor wir die Wohnung verlassen Beim Autofahren hab ich mich so aufgeführt und Jabberwocky genervt (und Frauchen auch), daß sie ein Gitter besorgte und mich in den Kofferraum des Kombis setzt. Nun ist meine aufgeregte Bewegung gebremst, dafür belle ich jetzt und nerve Jabberwocky damit weiter. - Wenn wir nicht an der Straße gehe, laufe ich frei, auch, wenn Menschen kommen. Zu Hunden habe ich ein aufgeschlossenes Verhältnis, Menschen gegenüber werde ich immer neugieriger, wenn auch immer noch ängstlich 14.11.2001 - Meine Stubenreinheit läßt zu wünschen übrig, manchmal passiert es mir auch in der Wohnung. Naja. Wozu gibt es Putzlappen Frauchen kann an mir im Bogen vorbeigehen, wenn ich fresse, ohne daß ich flüchte. Näher würde ich sie nicht ertragen, ich hab ein Freßnapf-Mensch-Problem - Die Wohnung kann ich meist nicht auf eigenen Beinen verlassen, nur morgens und nachts. Sonst muß(te) sie mich noch immer raustragen, seit dem letzten Wochenende, an dem wir verreist waren, gehe ich auch tagsüber alleine raus. Mal sehen, ob das anhält. Heute habe ich zum ersten Mal bewußt Schnee erlebt, letzten Winter war ich dazu noch nicht so in der Lage. Schnee ist lustig. Ab wann ist man sozialisiert? Laut Wörterbuch ist sozialisiert: Jemanden in die Gesellschaft hineinwachsen lassen, zum Leben in der Gemeinschaft befähigen. Und das kann ich nun, in der Gemeinschaft leben und es genießen. Klar, einige Schwierigkeiten habe ich schon noch, aber keine mehr, die mich am leben, fühlen und empfinden mehr hindern. Täglich erinnern Kleinigkeiten mein Frauchen daran, daß ich ein Hund ohne Kindheit bin und daß das Leiden weiterging, als ich erwachsen war. Täglich aber lebe ich ihr auch vor, wie stark das Leben ist und welch tiefen Geheimnisse es in sich trägt.
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